Mit voller Kapelle für gute Laune

01. November 2023
Unser Ehrenamt

Ehrenamt des Monats

Die Blasmusik ist seine Leidenschaft. Jens Martin ist Gründungsmitglied der Schalmeienkapelle Großolbersdorf. Seit über 40 Jahren ist die Erfolgsgeschichte des Ensembles eng mit seiner Person verbunden. Viele der heute aktiven Musiker hat der 58-jährige selbst ausgebildet. Ob Bierzelt oder internationales Musikfestival, von Gehringswalde bis Griechenland – bei ihren Auftritten sind „De Schal(l)is“ weit rumgekommen.

 

Die Schalmeien-Tradition in Großolbersdorf reicht bis in die zwanziger Jahre zurück – in den 1960er Jahren gab es bereits ein Ensemble in Form einer Arbeitsgemeinschaft. 1982 war die Geburtsstunde der Schalmeienkapelle: Auf Initiative des damaligen Bürgermeisters Hans Hühn wurde eine Arbeitsgemeinschaft gegründet und Jens Martin, zu dieser Zeit Lehrling im VEB DKK Scharfenstein, angesprochen, um sich zum Übungsleiter ausbilden zu lassen. Kurze Zeit später begann man mit den ersten Proben in der damaligen Ewald-Mende-Oberschule in Großolbersdorf.

 

Mit der politischen Wende wurde die Kapelle aufgelöst, auf Betreiben ehemaliger Mitglieder 1991 als Verein neu gegründet und trägt den Beinamen „De Schal(l)is aus’n Arzgebirg“. Seitdem leitet Jens Martin die Geschicke des Klangkörpers.

 

Schnell hatten sich die Musikerinnen und Musiker einen hervorragenden Ruf erarbeitet – spielten auf Stadt-, Gemeinde- und Heimatfesten, zu Feuerwehrveranstaltungen, Festumzügen und Treffen befreundeter Schalmeienkapellen. Seit Mitte der 1990er Jahre sind sie Stammgast zum Tag der Sachsen und nahmen auch an internationalen Musikfesten u. a. auf Korfu und in Spanien teil. Mit der Zeit ist es gelungen, auch eigene Veranstaltungen zu etablieren. Aller zwei Jahre veranstaltet der Verein ein eigenes Schalmeienfest in der Reithalle in Großolbersdorf und ein Jahresabschlusskonzert. Zu Fanfarenzügen und Schalmeienkapellen aus dem gesamten Bundesgebiet entwickelten sich freundschaftliche Partnerschaften.

 

Bürgermeister Uwe Günther schätzt sich glücklich, dass Großolbersdorf ein so erfolgreiches und weithin bekanntes Musik-Ensemble beheimatet: „Die Arbeit, die Jens Martin und die Mitglieder des Vereins leisten, ist in höchstem Maße anerkennenswert. Mit ihrer Leidenschaft für die Musik tragen sie zur Lebensqualität in der Gemeinde und zu ihrer Reputation weit über die Grenzen des Erzgebirgskreises hinaus bei.“

 

Jens Martin ist Musiker mit Leib und Seele.  Als Vorsitzender sind seine Führungsqualitäten seit über 30 Jahren gefragt: er kümmert sich um die Proben, koordiniert die musikalische Weiterbildung der Mitglieder und organisiert die Auftritte. Von Anfang an hat er verstanden, dass die Präsenz der Schalmeienkapelle zu Auftritten ein wichtiger Aspekt für den Zusammenhalt der Mitglieder und den langfristigen Erfolg ist. Bis zu 30 Auftritte spielen sie pro Jahr – die Zahl der Anfragen ist weitaus höher.

 

Bei aller Umtriebigkeit mit Blick auf den Konzertkalender hat der gebürtige Großolbersdorfer immer darauf gesetzt, Musikerinnen und Musiker selbst auszubilden. Für Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 17 Jahren bietet der Verein eine musikalische Ausbildung an. In separaten Proben werden die richtige Atemtechnik, Notenlehre, das Spielen auf dem Instrument aber vor allem die Begeisterung für die Musik vermittelt. Die Ausbildungszeit dauert mindestens ein Jahr. Während diesem Zeitraum ist der Unterricht kostenfrei und das Instrument wird durch den Verein bereitgestellt. Der aktuelle Trend geht dahin, dass auch viele Erwachsene mittleren Alters ein Instrument erlernen möchten oder den Weg zur Musik zurückfinden, weil sie als Jugendliche musiziert haben. Bis heute profitieren „De Schal(l)is“ von ihrer Nachwuchsarbeit und bezeichnen sich selbst als „jungen Verein“.

 

Ein weiterer Verdienst aller Mitglieder unter der Leitung von Jens Martin ist die Professionalisierung des Klangkörpers. Auch die Auftrittskleidung und die Instrumente der aktiven Mitglieder stellt der Verein und kümmert sich um deren Wartung. Neben den 30 Musikern kann sich die Kapelle auf die Unterstützung zahlreicher passiver Mitglieder verlassen.

 

„Trotz der umfassenden Live-Präsenz und der musikalischen Weiterentwicklung der Schalmeienkapelle hat Jens Martin dafür Sorge getragen, dass die Ausbildung junger Musikerinnen und Musiker eine hohe Aufmerksamkeit erfährt“, lobt Landrat Rico Anton. „Das ist nicht nur klug und weitsichtig, sondern zeugt auch davon, dass es zur DNA des Vereins gehört, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Dass in der Kapelle und zu den Proben generationsübergreifend Menschen von 8 bis über 70 Jahre zusammenfinden, ist ein Beleg dafür.“

 

Für sein langjähriges und erfolgreiches Engagement und seine Verdienste um die Schalmeienkapelle Großolbersdorf e. V. wurde Jens Martin mit dem „Ehrenamt des Monats September“ ausgezeichnet. Er erhielt von der Fachstelle Ehrenamt des Erzgebirgskreises eine Urkunde, die erzgebirgische Holzfigur „HelD“ (Helfen und Danken) sowie eine Einladung zum Großen Regionalpreis des Erzgebirgskreises ERZgeBÜRGER.

 

Um ein noch besseres Bild seiner Arbeit zu bekommen, hat Frank Wutzler von der Fachstelle Ehrenamt mit ihm nachfolgendes Interview geführt.

 

Kommen Sie bei so vielen Aufgaben rund um den Verein selbst noch oft genug dazu Musik zu machen?

Herr Martin: „Leider zu selten. Ich spiele eigentlich Akkordeon. Das habe ich in den letzten 20 Jahren sehr vernachlässigt. Ich bin aber guter Dinge, dass ich dafür bald wieder mehr Zeit finden werde.“

 

Was macht die Schalmei als Instrument und die Kapelle als Ensemble für Sie musikalisch besonders?

Herr Martin: „Die Schalmei gibt es seit Anfang des 20. Jahrhunderts. Sie ist ein einfaches Blasinstrument mit nur einer Oktave. Der Klang ist sehr kraftvoll – wir brauchen selbst in Festzelten und Sälen keine Verstärker. Zudem sind wir mit unseren Instrumenten sehr flexibel und mobil. Die Musik strahlt sehr viel Freude aus und wir können alle Genre spielen – von Marschmusik bis hin zu aktuellem aus Rock und Pop.“

 

Wie ist es Ihnen gelungen die Schalmeienkapelle über mehrere Jahrzehnte zusammen zu halten und auch weiter zu entwickeln?

Herr Martin: „Wie überall im Leben gibt es auch im Verein Höhen und Tiefen. Es ist uns als Team gelungen, diese stets gemeinsam zu meistern. Wir haben über die Jahre viel Zeit und Mühe investiert, um junge Menschen für die Musik zu begeistern. Im Kontext dieses Prozesses war es richtig und wichtig auch unser Repertoire stetig zu verbessern und dem Zeitgeist immer wieder neu anzupassen.

Ein weiterer Baustein für den Erfolg der Kapelle war und ist eine umfassende Live-Präsenz. Musizieren ist kein Selbstzweck – unser Anspruch ist es, Menschen auf einem hohen Niveau zu unterhalten. Das Publikum und unsere Fans sind extrem wichtig für uns. Erfolgreich sind wir nur, wenn es uns weiterhin gelingt sie zu begeistern.“

 

Wie schwierig ist es für Kinder das Spielen der Schalmei zu erlernen?

Herr Martin: „Im Vergleich zu anderen Instrumenten ist es nicht allzu schwer zu erlernen. Wichtig sind die theoretischen Grundlagen. Wir bilden als Verein selbst Kinder und Jugendliche aber auch Erwachsene aus, um Nachwuchs für die Schalmeienkapelle zu gewinnen. Die Inhalte und das Niveau der Ausbildung stehen der an einer Musikschule in nichts nach.“

 

Was planen Sie mit Blick auf die Live-Präsenz der Kapelle für die Zukunft?

Herr Martin: „Am 18. November spielen wir unser traditionelles Jahresabschlusskonzert gemeinsam mit der Schalmeienkapelle Steinbach im Gasthof Börnichen. 2023 haben wir sachsenweit mindestens 30 Auftritte absolviert. Für kommendes Jahr stehen auch schon wieder zahlreiche Termine im Kalender.“

 

Was braucht es, damit der Verein auch für die Zukunft gut aufgestellt ist?

Herr Martin: „Seit der Corona-Krise erleben wir eine Flaute, was das Interesse von Kindern und Jugendlichen betrifft. Für 2024 sind wir aber optimistisch, wieder eine größere Nachwuchsgruppe an die Schalmeienmusik heranführen zu können.“

 

 

Quelle: Fachstelle Ehrenamt / wu

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